Ahrenviölfeld

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Der Bürgerwindpark

     
 

Bereits im Jahre 1993 wurden Windeignungsflächen vom Land Schleswig-Holstein ausgewiesen. In Ahrenviölfeld wurden zwei Flächen ausgewiesen, eine kleinere Fläche südlich von Johannes Lamp und eine Fläche westlich des Postweges zwischen dem Süderweg und der Hauptstraße Richtung Ahrenviöl.

Es hieß, dass nur die Gemeinde die Planungshoheit dieser ausgewiesenen Flächen habe und Windmühlen nur mit Genehmigung der Gemeinde aufgestellt werden könnten.  Ab 1997 trat aber die Privilegierung der Windeignungsflächen in Kraft. Bis Ende 1998 hätte man diese Flächen durch die Gemeinde reduzieren oder sogar streichen können. 

Da die Gemeinde Oster-Ohrstedt ihre Fläche südlich von J. Lamp streichen ließ, wurde auch die kleine Fläche auf Ahrenviölfelder Gebiet gestrichen. Die verbleibende Fläche hätte man durch die Gemeinde überplanen können, dieses war aber von der Gemeindevertretung mehrheitlich nicht gewollt. Über diesen Zustand konnte man als Bürgermeister nicht gerade glücklich sein, denn auf dieser verbleibenden Fläche konnten jetzt Mühlen aufgestellt werden, ohne ein Mitspracherecht der Gemeinde.

Bis zum Februar 2001 herrschte in Sachen Windpark Ruhe, und es gab keine Anfragen auf die Windfindungsfläche. Nachdem aber dann mehrere auswärtige Bürger sich im März 2001 in der Gemeindevertretersitzung vorstellten und diese Interessenten auch noch in einem Zeitungsartikel erwähnt wurden, war es plötzlich mit der Ruhe vorbei. Die Anrufe häuften sich, und jeder wollte unser Bestes – entweder einen Windpark erstellen oder sich an einem Windpark beteiligen. Nachdem wir uns beim Kreis Nordfriesland erkundigten, wie die Gemeinde verhindern konnte, dass auswärtige Geldanleger einen Windpark erstellen, wurde uns der Bescheid gegeben, dass dies nur mit einem Aufstellungsbeschluss eines Bebauungsplanes geschehen könne. Man könne nicht mehr den Windpark selbst verhindern, aber die Abstände, die Nabenhöhe, die Anzahl und Größe und somit die Wirtschaftlichkeit beeinflussen. Beide Gemeinden, Ahrenviöl und Ahrenviölfeld, verabschiedeten schnell einen Aufstellungsbeschluss und somit wurde es schwer, ohne Zustimmung der Gemeinden einen wirtschaftlichen Windpark zu erstellen.

Am 25. Juni 2001 wurde eine Versammlung aller Landeigentümer, direkten Anlieger der Windeignungsflächen und aller Gemeindevertreter der Gemeinden Ahrenviöl und Ahrenviölfeld abgehalten.  Ziel dieser Versammlung war es, den Gemeindevertretern ein Meinungsbild von den Eigentümern und Anliegern zu geben, ob ein Windpark gewünscht werde. Es ergab sich eine große Mehrheit für einen Windpark. Nun galt es, seitens der Gemeinde, dieses Votum in die richtigen Bahnen zu lenken, denn auch die Gemeindevertretungen waren sich einig, dass ein echter Bürgerwindpark entstehen sollte.

Anteile am Bürgerwindpark sollten nur volljährige Bürger aus Ahrenviöl und Ahrenviölfeld, auswärtige Landbesitzer von Windeignungsflächen und Planer und Geschäftsführer zeichnen können.  Ein Anteil kostete 5000 Euro, und bis zu 500 Anteile konnten gezeichnet werden.

Diese Informationen wurden in den Einwohnerversammlungen beider Gemeinden im Juli bekannt gegeben.

Die zeichnungsberechtigten Personen konnten den Gemeinden bis zum 10. August 2001 schriftlich mitteilen wie viele Anteile sie haben möchten.

Am 20. August 2001 war dann die Gründungsversammlung in Ahrenviöl.  Es wurde bekannt gegeben, dass 360 Anteile gezeichnet waren, 128 von Bürgern aus Ahrenviöl und 232 von Bürgern aus Ahrenviölfeld. Somit standen 1.800.000 Euro als Eigenmittel zur Finanzierung des Bürgerwindparks zur Verfügung.

Auf dieser Gründungsversammlung wurden die Geschäftsführer Melf Söth aus Ahrenviöl gewählt. Als Planer wählte man Eugen Siefert aus Behrendorf, der später dann als zweiter Geschäftsführer fungierte. Gleichzeitig wählte man sieben Personen als Beirat: Christian Petersen, Wolfgang Wohlert, Frank Petersen Süderweg, Oke Wesemann, Broder Paulsen, Jens Peter Hansen und  Frank Petersen Hauptstrasse.

Auf der ersten Beiratsitzung wurden dann Christian Petersen zum Beiratsvorsitzenden und Broder Paulsen zu seinem Vertreter gewählt. Es wurde zwischen der Windparkgesellschaft, den Landbesitzern und den Gemeinden ein Vertrag geschlossen, der die Gemeinden jährlich an den Einspeisevergütungen beteiligt. Damit war seitens der Gemeinden der Grundstein für einen  Bürgerwindpark gelegt.  Im Juli 2002 lagen die Einspeisezusage der Stromgesellschaft Schleswag und die Baugenehmigung des Kreises vor.

Es wurde beschlossen, auf dem rund 58 Hektar großen Windeignungsgebiet sechs >Nordex – Windmühlen N 80< mit einer Nennleistung von 2,5 Megawatt, also insgesamt 15 Megawatt aufzustellen.  Diese Anlagen haben eine Gesamthöhe von 100 Metern, wobei die Flügellänge 40 Meter beträgt. Zu der Zeit waren das die leistungsstärksten Serienwindkraftanlagen auf dem Markt. Der Stromübergabepunkt an die Schleswag sollte im Umspannwerk Rosendahl erfolgen.

Die Investition von 12.500.000 Euro war die höchste Summe, die je in Ahrenviölfeld getätigt worden ist.

Am 23. Juli 2002 wurde mit dem Bau der Anlage begonnen und am 20. Dezember 2002 die letzte Windkraftanlage in Betrieb genommen. Während dieser Zeit mussten drei Mittelspannungskabel und ein Hohlrohr von Ahrenviölfeld nach Rosendahl verlegt werden. Außerdem wurde der Windpark mit einer Mittelspannungs-, einer Telefon- und Lichtwellenringleitung verkabelt. Insgesamt verlegte man 57.000 Meter Mittelspannungskabel, 20.000 Meter Hohlrohr, 8.000 Meter Telefonleitung und 20.000 Meter Lichtwellenleitung in die Erde.

Um die Anlagen an Ort und Stelle zu transportieren und in Zukunft auch Reparaturarbeiten durchführen zu können, wurde das Gelände für den Schwerlastverkehr erschlossen. Allein durch den Flügeltransport erreichte ein Fahrzeug eine Gesamtlänge von über 52 Meter.  Eine komplette Gondel hatte ein Gewicht von rund 94 Tonnen.

 

   

Aufstellen einer Windmühle mit Kran

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es wurden fast zwei Kilometer Wege zur Anlage aus umweltfreundlichem Recyclingmaterial erstellt. Da der Baugrund nicht bei allen Standorten gleich gut geeignet war, musste an einem Fundament beispielsweise der Baugrund bis in einer Tiefe von sieben Metern ausgetauscht werden. Nur für diesen Bodenaustausch mussten mehr als 350 Sattelzugladungen Füllkies  herangefahren werden.  Am 17. Mai 2003 wurde ein Festzelt bei der Mühle 6 aufgestellt und ein großes Mühlenfest gefeiert. Eingeladen waren alle am Bau beteiligten Personen und alle volljährigen Einwohner von Ahrenviöl und Ahrenviölfeld. An dem Tag konnte jeder die Anlagen besteigen und die schöne Aussicht aus 60 Meter Höhe genießen.

Wir wünschen den Mühlenbesitzern allzeit guten Wind und einen guten Ertrag aus den Anlagen.

   Bodenaushebung für ein Fundament einer Windmühle